In Deutschland haben wir ein gesellschaftliches Problem mit sexueller Gewalt. Es wächst anstatt zu schrumpfen – obwohl einiges Geld in Forschung und Prävention fließt. Das meiste passt noch nicht zu den vitalen Bedürfnissen von Menschen, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Es geht bei dem Thema um mehr als nur um Denken oder Sprechen (also Kognition).

Seit über 20 Jahren arbeite ich als Therapeutin für sexuell traumatisierte Frauen und Kinder. Unter dem Motto Sometimes Stillness Changes Everything zeige ich, wie man ganz ohne viele Worte verstehen und bei der Heilung helfen kann.

Ich bin oft überrascht, wie wenig manche Menschen über ein paar einfache hilfreiche Dinge in diesem Bereich wissen. Kinder zum Beispiel lieben Spannung und Spiel. Sie lösen ein Trauma nicht logisch, sondern mit dem, was sie mit ihrem vitalen Sensor als gut erkennen.

Meine Kunden sind Organisationen, die ich regelmäßig besuche und denen ich meine Expertise anbiete – direkt bei ihnen vor Ort, unter anderem in Frauenhäusern. Frauen, die schwere Gewalt erlebt haben, finden dort Schutz. Sie brauchen Zuflucht und einen Ort der Ruhe, um sich von der permanenten Angst und dem enormen Stress zu erholen. 

Einige kommen zusammen mit ihren Kindern, manche haben einen Fluchthintergrund. Teilweise über Jahre waren Mutter und Kind zu Fuß über Land unterwegs, wurden mit einem Boot über das Meer transportiert, kenterten oder mussten miterleben, wie andere ertranken. 

Nach dem langen Überlebenskampf in Deutschland angekommen, fehlen Kindern dann die frühkindliche Bildung, wie wir sie hier kennen und Boden unter den Füßen. Sie haben kein Land, keine innere Heimat, keine Sprache für das, was sie erwartet und nicht selten einen gewalttätigen Vater, der sie oder ihre Mutter weiter verfolgt. 

Flucht und Vertreibung und körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt zu erleben, bedeutet eine bestimmte Art von Zerrissenheit.

Viele Lehrer:innen und Erzieher:innen können oft nicht verstehen, welch basale Lücken Kinder dann haben – und dass das Großhirn sie nicht ausgleichen kann. Den normalen Lehrplan durchzuführen, ist oft unmöglich. Meine Aufgabe ist es, diese Lücken zu erkennen und zu schließen. So haben die Kinder die Chance, Boden aufzubauen – und eine positive Lebensperspektive. 

In meiner Arbeit habe ich etliche unvergessliche Geschichten gehört und in vielen davon dazu beigetragen, sie zum Guten zu wenden.

Aussprechen hat eine eigene Kraft. Verschweigen hat eine eigene Kraft. Die ganze Dimension der Nichtsprachlichkeit, in Handlungsdialogen, mit Stille, Schweigen, Stumm-sein, nonverbaler Kommunikation, Gestik, Haptik, einer eigenen Grammatik der Hände u.a. ist mein Arbeitsspektrum. Hier liegen wichtige Bausteine für das Lösen von einem sexuellen Trauma, ziemlich genau auf den Punkt.

Meine Vision war, das weiterzugeben, was ich herausgefunden habe. Und weil ich engagierte Profis im sozialen Bereich sehr schätze – ihre Art und Weise, die Welt zu sehen, Wärme zu schenken und Kinder zu retten – möchte ich genau da ansetzen: Wie können Sozialpädagog:innen mit mehr Leichtigkeit in schwierigen, gewaltvollen Situationen arbeiten?

Daher haben Dagmar Klink und ich das Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder – Was hilft und was heilt“ geschrieben. Dieser Ratgeber wendet sich speziell an Menschen, die für Kinder verantwortlich sind und die ihnen helfen möchten, die Folgen sexueller Traumata zu verarbeiten.

Es geht darin viel um Sprachlosigkeit und um mögliche Schlüssel für die Wiederherstellung positiver Assoziationen mit Berührung. 

Schlimme Erlebnisse können einem die Sprache verschlagen. Das ist eine rein physiologische Reaktion – eine bewusstseinsferne Reaktion. Man kann sie ebenso fern vom Bewusstsein lösen, auf eine stille, körperorientierte Weise. Überlebende sexueller Gewalt wissen das sehr gut. Doch im Mainstream ist dieses Körperwissen noch nicht angekommen. 

Vor etwa einem Jahr stieß ich auf Meike und ihre elefantisch große Online Community.

Ich hatte lange überlegt, ob ich wirklich ein Online Business starten sollte, denn die Worte „Unternehmerin“ oder „Business“ sind im sozialen Bereich eher verpönt. Ich war unsicher, ob ich mich so nennen kann, ob ich das will. Aber warum sollte ich darauf sitzen bleiben, warum wichtiger nehmen, wie etwas heißt, als dass es notwendig ist und hilft? 

Ich will, dass es Kindern gut geht, und ich will, dass es Sozial-päda-gog:innen gut geht.

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